Rock mit Taschen nach Gertie sews Vintage Casual

Lila lässt mein Herz höher schlagen! Ich finde fast alles gut, hauptsache es ist lila. Deswegen ist die Farbe der Liebe bei mir nicht pink, sondern violett. Dieser wunderschöne Rock in meiner Farbe der ewigen Liebe ist super einfach und schnell zu nähen. Und hier ist seine Entstehungsgeschichte:

Lila Baumwollrock mit TaschenRockabilly Rock mit Taschen

Welches Material brauchst Du für diesen Rock?

Dieser Stoff wartete fast zehn Jahre geduldig in meiner Stoffkiste. Schon krass, oder?! Es ist ein Reststück von meinem feschen Oktoberfest-Dirndl, das ich 2021 genäht habe. Zum Glück war noch recht viel Stoff übrig und schon sehr lange trug ich die Idee in meinem Kopf herum, daraus einen Rock zu machen, nur fehlte es mir an Inspiration für die Gestaltung. Einfach nur lila ohne Dekoration wäre ja fast schon zu langweilig.

Als ich dann letzte Woche meine Borten und Bänder sortierte, entdeckte ich plötzlich meine schwarze Bommelborte wieder, die ich schon für mein Vintage Wickelkleid verwendet hatte und die Idee für meinen neuen lila Frühlingsrock war geboren.

Folgendes Material habe ich für den Rock verwendet:

  • lila Baumwollflanell, ca. 1,5m
  • lila Nähgarn und schwarzes Nähgarn zum Absteppen der Taschen
  • Zackenlitze, schwarz, 1cm breit, ca. 2m
  • Bommelborte schwarz, ca. 40cm
  • Vlieseline für die Verstärkung des Belegs

Ich kann die Maße leider nur ungefähr angeben, da ich die Borten direkt beim Nähen ausgemessen hatte und mir nicht aufgeschrieben habe, wie lang die jeweiligen Bortenstücke tatsächlich waren.

Das Schnittmuster

Das Schnittmuster für diesen Rock stammt aus meinem Lieblingsnähbuch „Gertie sews vintage casual“ von Gretchen Hirsch** Ich glaube ich habe mich hier im Blog bereits mehrfach darüber ausgelassen, wie toll ich dieses Buch finde. Nach wie vor ist es mein absolutes Lieblingsnähbuch. Ich liebe einfach die alltagstauglichen Schnitte mit Vintage-Touch. Außerdem ist das Buch ein echter Know-How-Allrounder. Jedes Mal wenn ich mir die Nähanleitungen und -Tipps im Buch durchlese, lerne ich etwas Neues dazu.

Der Rock nennt sich „Flared Skirt“, also „Ausgestellter Rock“. Es ist ein Halbtellerrock, der in vier Stoffbahnen zugeschnitten wird. In der Taille wird er mit einem Beleg verstürzt und seitlich mit einem nahtverdeckten Reißverschluss geschlossen.

Gertie sews vintage casual flared skirt

Gertie sews vintage Casual flared skirt

Das Einzige, was mir an den Schnittmustern von Gertie manchmal auffällt ist, dass sie eher groß und sehr lang ausfallen. Ich habe den Schnitt in Größe 8 genäht und musste am Bund an den Seiten nochmal mindestens 2cm wegnehmen, damit der Rock nicht viel zu weit ist. Da ich meine Röcke gerne nur knielang mag und nicht bis über das Knie, habe ich noch mindestens 6cm Saumlänge weggenommen.

OmG! It has pockets!

#ithaspockets ist auf Instagram inzwischen ein sehr beliebter Hashtag für schicke Kleidungsstücke, die mit praktischen Taschen ausgestattet sind. Hättest Du mich vor zwei Jahren gefragt, ob mein Rock Taschen braucht, hätte ich nur mit den Schultern gezuckt. Seit ich aber nicht mehr mein Handtäschchen, sondern ein Kleinkind herumtrage, habe ich gemerkt wie praktisch Kleidungsstücke mit Taschen doch sind. So habe ich wichtige Dinge wie das Handy oder den Hausschlüssel immer gut verstaut und verlege sie nicht ständig irgendwo.

Deshalb war klar, dass mein Rock auch Taschen haben muss.

Die Taschen stammen von dem „Zipfront Dress“ aus dem Buch. Es gibt zwar auch einen Rock im Buch bei dem sie zum Einsatz kommen, dort sind die Taschen aber zugenäht und lediglich Deko-Elemente. Die Taschen aus dem Schnitt waren mir jedoch etwas zu klein, immerhin möchte ich ja dass mein Handy auch rein passt. Deswegen habe ich sie etwas größer gemacht.

Lila Baumwollrock Taschen

Der Trick, damit der Stoff perfekt fällt: Zuschneiden im schrägen Fadenlauf

Der erste Rock nach diesem Schnitt im Buch ist aus breit gestreiftem Stoff, die Streifen treffen sich vorne an den Nahtlinien und bilden ein V. Diese Optik entsteht durch den Zuschnitt im schrägen Fadenlauf. Diese Technik ist aber nicht nur hilfreich, um ein interessantes Muster zu erzielen.

Wird der Stoff in einem schrägen Winkel zum Fadenlauf zugeschnitten, fällt er anders als bei einem Zuschnitt zum geraden Fadenlauf. Er ist dann elastischer und hängt sich nach unten etwas mehr aus, erhält aber auch gleichzeitig etwas mehr Stand in der Rockbahn.

Zuschnitt auf dem Boden

Leider sieht man auf meinem Bild den Zuschnitt im schrägen Fadenlauf nicht so wirklich. Da ich dafür ein Reststück verwendet habe, das an den Kanten schon angeschnitten ist, sieht man dort nicht wirklich, wie der Fadenlauf verlaufen sollte.

Ist es „Vintage casual“ oder schon „Rockabilly“?

Ausgestellter Rock mit Taschen

Halbtellerrock lila schwarz

Als ich den Rock in einer Facebookgruppe für Vintagenähprojekte zeigte, entbrannte direkt die Diskussion: Geht das noch als „Vintage Casual“ durch oder ist das „Rockabilly Kitsch“? Ich hatte ja keine Ahnung, dass es auch in der „Vintage“-Szene so krasse Abstufungen und Subkategorien gibt.

Wenn Du mich fragst, ist das eine Diskussion für Menschen, die gerne in Schubladen denken. Sowohl „Vintage“ als auch „Rockabilly“ sind Styles, die sehr viele unterschiedliche Ausprägungen annehmen können. Da gibt es natürlich die Vintage-Enthusiasten, die Mode von früher nach alten Schnittmustern in passenden Stoffen und Farben nachnähen. Und dann gibt es eben auch Rockabillys oder Gothabillys, die gerne Stilelemente der Vierziger und Fünfziger Jahre in ihren Styles verwenden, aber eher moderne Stoffe und knallige Farben wählen. Beide Gruppen scheinen sich gegenseitig nicht so leiden zu können. Schon erstaunlich, wie sich selbst in so einer kleinen Sparte wie dem Hobbynähen regelrechte Subkulturen entwickeln, oder?!

Ich persönlich lasse mich nicht gerne einordnen. Ich finde authentische Vintageschneiderei toll, mag allerdings nicht alle Elemente der Sachen von früher tragen. Wadenlange Röcke zum Beispiel stehen mir überhaupt nicht. Ich liebe die Stoffe, die man früher verwendet hat bevor es Jersey und Viskose gab. Seide, Wolle und hochwertige Baumwollstoffe sind einfach traumhaft zu nähen und zu tragen! Aber leider sind solche Stoffe nicht waschbar und damit auch nur begrenzt alltagstauglich.
Genauso gern mag ich aber auch den modernen Rockabilly-Style mit Pettycoat und Bandshirt oder Skinny Jeans und Haarband. Ich mag hier vor allem die Farben und die Muster – Punkte, Streifen, Totenköpfe und Sternchen gefallen mir einfach besser als die Blümchen und Strichmuster, die in den Vierzigern angesagt waren. Und manchmal habe ich auch Lust auf was ganz anderes und nähe einfach nur eine Hoodie oder was ganz Modernes.  Mein Style lässt sich eben nicht irgendwo einordnen – Deiner bestimmt auch nicht – Und das ist auch gut so.

Jetzt interessiert mich natürlich brennend: Was ist Dein Style? Magst Du gerne klassische Vintagemode, Rockabilly oder was ganz anderes? Ich bin gespannt auf Deinen Kommentar!

Und falls Du es ganz eilig hattest und bis hier hin gescrollt hast, ist hier die Zusammenfassung von diesem Nähprojekt:

  • Schnittmuster: Gertie sews vintage Casual**
  • Es ist ein Halbteller-Rock aus vier gleichen Bahnen mit Beleg am Bund und nahtverdecktem Reißverschluss
  • Material: 1,5m lila Baumwolle, Bommelborte und Zackenlitze für die Deko
  • Bundweite und Saum habe ich direkt am Schnitt verringert
  • Den Taschenschnitt habe ich größer gemacht

In diesem Sinne wünsche ich Dir viele Stunden voller Nähfreude und hoffe, mein Post hat Dir gefallen.

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Tschüsschen Küsschen Lasercat

Tschüsschen,
Eure Lasercat

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