Achtung, dieser Beitrag enthält Flausch, aber leider geht es nicht um Katzen. Nicht einmal auf dem Stoff. Falls Du wirklich mutig bist und dich davon nicht abschrecken lässt, kannst Du Jetzt und Hier erfahren, wie ich mein schwarzes Neujahrs-Samtkleid genäht habe.

Dieses Kleid ist mein letztes Projekt aus dem Jahr 2021 und mein erstes für den diesjährigen MeMadeMittwoch

Die Idee

Die Idee für dieses Kleid hat auch mit Flausch zu tun, wenn auch nur indirekt. Ich lag in der Adventszeit faul mit meiner Lieblingskatze auf der Couch und schaute mir Bilder auf Instagram an. Plötzlich entdeckte ich ein Foto, das meine Aufmerksamkeit erregte:

Auch wenn ich es fast überscrollt hätte, blieb es doch in meinem Gedächtnis hängen: Das blaue Samtkleid von SeventyOne. Mir gefiel das Material mit seiner weichen, glänzenden Optik, aber auch der Schnitt mit den eingereihten Partien an der Schulter und der Wickeloptik. Sowas wollte ich unbedingt auch haben! 

Material und Werkzeug

  • Stoff: Nickisamt, Polyester, elastisch, ca. 2m
  • Bügeleinlage zur Verstärkung von Schultern, Halsausschnitt und Armausschnitten. Hier geht auch Nahtband zum Aufbügeln
  • Jerseynadel für die Nähmaschine
  • Bügeltuch

 

Der Schnitt

Bei den eingereihten Schulternähten kam mir sofort ein Wickelkleid in den Sinn, das ich vor zwei Jahren schonmal genäht hatte: Das Wrapdress aus dem Buch „Gertie sews vintage casual“ von Gretchen Hirsch*. Es ist ein „echtes“ Wickelkleid, also mit Bindeband und offenem Rockteil und auch eher für den Sommer gemacht.

Vom echten Wickelkleid zum Fake-Wickelkleid
Eigentlich brauchte ich dafür nur das Oberteil des Kleids. Ich habe gar nicht viel verändert, ich habe lediglich das Bindeband weggelassen und das Oberteil seitlich zusammengenäht. Als Rockteil habe ich dann nicht den eingereihten Rock aus dem Kleiderschnitt verwendet, sondern den „A-Linie Skirt“ aus dem Buch. Um nicht zu viel Stoffmasse im Rockteil zu haben, habe ich den Schnitt etwas eingeklappt und so schmaler gemacht. An der linken Seite, wo der überlappende Teil des Oberteils endet, habe ich am Rock noch 8cm hinzugefügt und später zu einer Falte gelegt, um die Wickeloptik zu wahren. Auf dem Bild sieht man die angezeichnete „Falte“ an der Seite des Rockteils


* Ich verlinke ganz bewusst nicht zum großen A. Ich möchte, dass es auch weiterhin kleine Buchhändler gibt und nicht nur noch einen mächtigen Konzern, der vorgibt welchen Lesestoff man wo kaufen kann. Wenn Dich das Buch interessiert, frag‘ doch mal bei deinem lokalen Buchhändler nach. Auch der/die kann es bestellen und viele Buchhändler liefern inzwischen auch zu ihren Kunden nach Hause.

Die Ärmel
Eine langärmlige Variante des Schnitts hatte ich im Herbst bereits für meine Punkte-Wickelbluse entworfen. Dabei habe ich den Ärmelschnitt länger und weiter gemacht und mit kleinen Manschetten abgeschlossen.

Für mein Samtkleid habe ich aus den Manschetten Bündchen gemacht und diese etwas verlängert. Statt den Ärmel in eine Falte zu legen wie bei der Bluse, habe ich beim Samtkleid einfach das Bündchen gedeht angenäht, wie man es auch bei einem Pullover-Ärmelbündchen macht. 

Plastic-Fantastic-Elastic

Den schwarzen Nickistoff hatte ich schon 2018 mal eingekauft. Damals hatte ich die Idee, mir daraus ein kuschliges Kapuzenkleid für zuhause zu machen. Vielleicht erinnert sich der/die ein oder andere Leser/in noch an „Niela’s Mysteria“, das Schnittmuster das ich damals probegenäht habe. Leider traf der Stoff damals nicht pünktlich zum Probenähen ein, so dass ich mit ein paar Restbeständen improvisieren musste. Da bei einem Probenähen nie so hundertprozentig sicher ist, dass die Sachen am Ende auch gut passen, wollte ich nicht in einen teuren Baumwoll- oder Seidensamt investieren und habe einfach den billigsten Polyester-Nicki gekauft, den es gab. Für mein Wickelkleid kam DER mir gerade recht. 

Denn bei meinem Schnittmuster gab es einen kleinen Haken: Es ist auf Webware ausgelegt, also auf nichtelastischen Sotff und nicht auf Maschenware. Trotzdem war ich derart vernarrt in diesen Schnitt, dass ich es wagen wollte: Ich wolle unbedingt dieses Wickelkleid aus einem stretchigen Material nähen. Da ich auch hier nicht so sicher war, ob es funktionieren würde, war der billige Samtstoff perfekt für ein Probeteil.

Wie aus dem Schnittmuster für Webware eines für elastischen Stoff gemacht habe, erfährst Du hier in einem seperaten Beitrag, das würde hier den Rahmen sprengen.

Die Entstehung

Nachdem das Schnittmuster erstmal vorbereitet war, ging alles ganz schnell. Das Kleid war fix zugeschnitten und dann startete ich auch schon mit den ersten Nähten.

Kleiner Hinweis an dieser Stelle: Nickisamt franst zwar kaum aus, ist aber fürchterlich fusselig beim Schneiden. Nachdem ich die Nahtzugaben mit der Overlockmaschine versäubert hatte, war mein ganzes Nähzimmer von einem feinen, schwarzen Flaum überzogen.

Das Oberteil war schnell zusammengenäht und einer ersten Anprobe stand nichts im Wege. Ich hatte Glück: Das Oberteil passte auf Anhieb wunderbar. Die Schulternaht wirkte durch die Falten allerdings ein bisschen wellig, so dass ich beschloss, sie etwas zu bügeln.

Hinweis zum Bügeln von Samtstoffen: Man sollte sie nach Möglichkeit gar nicht bügeln, um den Flor des Stoffs nicht plattzudrücken. Ich habe den Samt ganz vorsichtig mit einem Bügeltuch und Dampf gebügelt, ohne festen Druck

Den Kragen aus dem ursprünglichen Schnittmuster habe ich weggelassen und statt dessen die Kante am Oberteil einfach nur mit der Zwillingsnadel umgenäht. 

Den Rockteil hatte ich im Stoffbruch zugeschnitten. Hier musste ich nur die Seitennähte schließen und die Falte an der linken Seite legen. Den Saum habe ich wie auch beim Oberteil mit der Zwillingsnadeln versäubert.

Und dann war es auch schon soweit. Rock und Kleid wurden verbunden und mein Silvester-Outfit war fertig.

Meine tollen lila Lasercat-Labels stammen übrigens von Namensbänder.de – Vorher habe ich meine Labels dort einfach nur bestellt und geliebt –  Seit 2023 sind wir Kooperationspartner.

Zusammenfassung und Fazit

Mein neues Samtkleid hat sich nicht nur zum entspannten Start ins neue Jahr gut gemacht, es ist für’s neue Jahr auch ein fester Bestandteil meiner Garderobe. Es sieht elegant aus und ist gleichzeitig wahnsinnig bequem. Dank des pflegeleichten Materials ist es auch gut waschbar. Lediglich beim Trocknen muss ich noch herausfinden, wie ich das am besten mache. Kindersachen aus Nicki trockne ich bevorzugt im Wäschetrockner, da der Stoff dann schön flauschig bleibt. Allerdings habe ich noch nie etwas Selbstgenähtes in den Trockner gesteckt und bin mir unsicher, ob das Kleid dies überleben würde. Bislang reichte aber erstmal das Auslüften, daher mache ich mir darüber erst Sorgen, wenn es soweit ist, das ich das Kleid waschen muss.

Obwohl das Samtkleid wahnsinnig bequem ist, ist es nichts für Zuhause. Wie ich bereits erwähnte, zieht das Material Fussel und Katzenhaare magisch an. Daher ist es besser aufgehoben für einen Katzenfreien Anlass. 

Was das Materail angeht, mag der geneigte Leser nun „Ihhh Polyester“ schreien und das zurecht. Es gibt sicherlich hochwertigere Stoffe auf dem Markt, die auch angenehmer auf der Haut sind. Ich selbst gehöre zu den glücklichen Menschen, die nur sehr wenig schwitzen und eher unempfindliche Haut haben. Daher kann ich den Poly-Samt ohne Probleme tragen und finde ihn sogar sehr angenehm.

Zusammenfassung für den eiligen Leser:

  • Schnittmuster: Gertie sews vintage casual, abgewandelt für Maschenware. Ärmel eigener Schnitt
  • Stoff: Polyester Nicki-Samt, elastisch, 2m
  • Würde ich diesen Schnitt nochmal nähen? Ja!
    • Fazit: Der Schnitt lässt sich sehr gut auch aus elastischem Stoff nähen, allerdings ohne die Abnäher

Nun, da mein „Probeteil“ so gut gelungen ist, denke ich darüber nach, mir das eigentliche Kleid aus Seidensamt als Weihnachtskleid 2022 zu nähen. 

Und weil Du bis zum Ende des Beitrags durchgehalten hast, bekommst Du ganz zum Schluss doch noch ein niedliches Katzenbild: Oscar, extra flauschig, im Winterwonderland.

Miau!
Deine Lasercat

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