Der Sommer ist die Jahreszeit in der ich am wenigsten Nähe, aber am häufigsten meine selbstgenähten Kleider ausführe. Allein das spricht ja wohl schon für diese Jahreszeit. Doch gerade wenn Du etwas für die heißen Tage nähen möchtest, solltest Du bei der Stoffwahl umsichtig vorgehen.
Mein Favorit: Seide
Mein absolutes Lieblingsmaterial für den Sommer ist echte Seide. Seide ist ein fantastisches Naturmaterial: Reißfest, fließend, atmungsaktiv und super hautfreundlich! Eine Seidenbluse leitet Wärme und Schweiß durch den Stoff und hält keine Gerüche – Die Bluse kann man nach dem Tragen über Nacht einfach auslüften und so sehr lange anziehen, ohne dass man sie täglich waschen muss.
Der große Nachteil bei diesem Material ist jedoch die Empfindlichkeit des Stoffs und natürlich die Kosten. Hochwertige, zertifizierte Bio-Seidenstoffe sind so ziemlich das teuerste Material, das man sich zum Nähen gönnen kann. Seide darf nicht zu heiß gewaschen werden und am besten auch nicht in der Waschmaschine. Ich wasche meine Seidenkleidung von Hand in lauwarmem Wasser mit mildem Waschmittel. Vorsicht ist auch mit Deos geboten. Deoflecken lassen sich oft nicht mehr auswaschen und verfärben den Stoff.
Ich verwende Seide meist übrigens nicht als Ober- sondern als Unterstoff für das Futter meiner Kleider.
Meine Sommerkleider aus oder mit Seide:
Leinen
Der grob gewebte Stoff aus Pflanzenfasern ist leicht gewebt und sorgt für luftige Sommerkleidung, in der man nicht so schnell ins Schwitzen kommt. Außerdem trocknet der Stoff sehr schnell und hält den Schweißgeruch nicht stark. Bei einem guten Leinenkleid reicht es aus, es über Nacht gut auszulüften, dann riecht es am nächsten Tag wieder wie frisch gewaschen. Weniger Waschen ist nicht nur gut für das Kleidungsstück, sondern auch für die Umwelt.
Leinen ist aktuell super angesagt und dazu noch ein tolles Naturmaterial, dass es inzwischen in vielen verschiedenen Varianten und Farben gibt. Außerdem finden sich inzwischen bei jedem gut sortierten Stoffhändler auch Leinenstoffe mit Öko-Siegel, die aus kontrollierter Produktion stammen. Von „Nachhaltig“ möchte ich da allerdings nicht sprechen, da Anbau und Produktion von Leinen nicht gerade ressourcenschonend sind.
Einziger Nachteil ist, dass Leinen leider sehr knittrig ist. Ohne Bügeln geht da nicht viel. Es gibt inzwischen zwar knitterarmes Viskose-Leinen, durch die Beigabe von Viskose oder Polyester verliert der Stoff jedoch seine kühlende, schweißabsorbierende Wirkung.
Baumwolle
Mit 100% Baumwolle kannst Du im Sommer nichts falsch machen. Auch mit 5 oder 7% Elasthan als Baumwolljersey ist dieses Material noch atmungsaktiv und absorbiert Schweiß. Außerdem lassen sich Baumwollkleider sehr gut in der Maschine waschen.
Der Nachteil an Baumwolle ist, dass sie Gerüche leichter annimmt als Seide und daher nach einem verschwitzten Tag wirklich gewaschen werden muss.
Ich selbst füttere meine Baumwollkleider gerne mit Seide. So habe ich den kühlenden Effekt der Seide auf der Haut und die durchlässige Baumwolle außen.
Meine liebsten Sommerkleide aus Baumwolle:
Welche Stoffe riechen bei Hautkontakt?
Du kennst das bestimmt auch – Du hast ein neues Kleidungsstück, trägst es einmal und schon nach einer Stunde riecht es als hättest Du es seit Wochen nicht gewaschen. Und dabei ist es nichtmal richtig heiß! Diese Materialien neigen dazu, schnell zu riechen:
- Chiffon aus Kunstfasern
- Krepp oder Kreppsatin aus Kunstfasern
- Baumwolle oder Leinen mit einem hohen Anteil an Polyester
100% Polyester – Der „böse“ Stoff?
Über Polyester-Stoffe, also Stoff aus Plastik-Kunstfasern wird sehr schlecht geredet – Spätestens seit der Klimabewegung. Besonders nachhaltig ist das Material nunmal wirklich nicht – Aber ist es wirklich so hautunfreundlich wie alle behaupten? Immerhin bestehen die teuersten, atmungsaktivsten Sportklamotten meistens aus genau diesem Material. Deswegen solltest Du auch Polyesterstoffe unterscheiden können. Hochwertige Funktionsstoffe sind zwar durch das Material bedingt nicht atmungsaktiv, absorbieren aber den Schweiß und trocknen schnell. Außerdem nehmen sie nicht so schnell Gerüche an. Im Bereich der Sportkleidung wird die Durchlüftung oft mit unterlegten Mesh-Stoffen gewährleistet.
Vorletztes Jahr habe ich genau so einen hochwertigen Sportstoff für ein Top verwendet, das ich im Sommer sehr gerne trage:
„Böse“ Stoffe trotzdem tragen?
Die Produktion von schlecht recycelbaren Kunstfasern die sich auch noch nicht gut auf der Haut tragen ist sicher nicht besonders sinnvoll. Aber diese Stoffe sind nun einmal auch schon da. Was wenn Du also auf dem Flohmarkt Deinen Traumstoff findest, aber ist eben nicht direkt auf der Haut tragbar?. Oder Du hast ein Lieblingskleid, das Du trotzdem unbedingt mal anziehen möchtest? Auch dafür gibt es Lösungen. Die funktionieren nicht für alle Kleidungsstücke, können aber durchaus hilfreich sein.
- Seiden-Unterkleid darunter tragen oder das Teil direkt mit Seide füttern. Das macht es zwar nicht atmungsaktiv, aber man schwitzt nicht so schnell und der Stoff riecht nicht so stark
- T-Shirt oder Unterkleid aus Seidenjersey darunter tragen. Das geht besonders gut für Blusen.
Ich hoffe, mein Beitrag rund um die besten Stoffe für den Sommer hat Dir gefallen und war Dir eine Hilfe dabei, den perfekten Stoff für Dein Sommer-Nähprojekt zu finden.
Sommerliche Grüße
Lasercat