Chiffon Vintagekleid mit Polkadots und Rüschensaum

Mein neues Sommerkleid erinnert an den Style der Vierziger Jahre und ist so herrlich leicht und fließend. Genäht habe ich es aus Chiffon nach einem Schnittmuster von Burdastyle.

Ein Stoffmarkt-Besuch mit Folgen – Wie die Idee für das Kleid enstand

Als ich in Mannheim ankam, hatte ich schon ein ungutes Gefühl. Es war der erste Stoffmarkt 2020 – Man brauchte noch einen negativen Covid-Test und eine Maske, um ihn zu besuchen. Es war ein kühler, regnerischer Frühlingstag und auch wenn mein Test negativ war, fühlte ich mich unter all den Menschen nicht richtig wohl. Doch das Verlangen nach STOFF war größer als gesundheitliche Bedenken und so shoppte ich nach Herzenslust Vernähbares. Dabei entdeckte ich auch diesen zauberhaften türkisgrünen Chiffon mit den schwarzen Polkadots und ich war sofort verliebt. Es war ein Reststück, nur noch rund 1,6m waren verfügbar. Polyester, Baumwolle, Seide, das Material war mir egal – Er war schön und ich musste ihn haben.

Eigentlich sollte es eine Bluse werden. Doch schon zwei Tage nach dem Stoffmarkt, fühlt ich mich gar nicht mehr gut. Vier Tage nach dem Stoffmarkt war mein Covid-Test positiv. Dank Impfung war es mehr eine starke Erkältung, doch die Langzeit-Folgen waren weitaus schlimmer. Mein Asthma war zurück und beutelte mich den ganzen Sommer. Dazu noch eine Müdigkeit und Konzentrationsstörungen, die mich noch einige Monate danach begleitet haben. So landete der Stoff also erstmal im Stoffschrank.

Dieses Frühjahr blätterte ich einmal wieder durch meine Kleider-Ideen und die Schnittmuster, die ich immer schonmal nähen wollte und stieß auf diesen Schnitt aus der Burdastyle 07/2015.

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Der Stil erinnert an die Vierziger Jahre mit der Knopfleiste, der Taillenpasse und den weiten Rock mit der Rüsche. Dieses Kleid war schon sehr lange auf meiner Nähliste und ganz spontan entschied ich mich, dass ich diesen Schnitt mit dem Punktestoff mal ausprobieren wollte.

Wie ich das Schnittmuster angepasst habe

Die Zeit, in der mir die Größe 38 aus der Burdastyle perfekt passte, ist schon lang vorbei, Wenn ich meine Maße mit der Größentabelle abgleiche, sieht das ganz schön wild aus.

Maßtabelle für Burdastyle Standardgrößen

Liegt meine Größe also irgendwo zwischen 34 und 46? Wie ist denn das bitte möglich? 
Tatsächlich passiert das vermutlich so ziemlich jeder Person, die etwas auf Maß nähen möchte. Denn nur 2% der Menschheit haben tatsächlich die hier verwendeten Standardmaße. Selbst wenn eine Standardgröße gut passt, so gibt es doch immer irgendwo eine kleine (oder große) Abweichung. 

Welche Größe soll es also hier sein?

Ich habe dafür ein Standard-Vorgehen. Da ich schmale Schultern habe, habe ich oft Passformprobleme, wenn ich die Größe nach der Oberweite auswähle. Schultermaße werden hier in der Tabelle allerdings nicht erfasst. Deswegen habe ich mich an der Taillenweite orientiert und den Schnitt erstmal in Größe 38 angepaust. Danach habe ich erstmal ein Probeteil aus einem alten Stoffrest erstellt.

Probeteil nähen aus weißem Stoffrest zur Anprobe

Wie man unschwer erkennen kann, sitzt hier noch so einiges nicht richtig. Die Taille passt, auch Schultern und Rücken fand ich in Ordnung. Dafür ist der Brustbereich vorne viel zu eng, das Ganz lässt sich nicht einmal schließen. Durch den engen Brustbereich zieht es die Taillennaht vorne nach oben.

Das Full Bust Adjustment

Um dem Oberteil die benötigte Brustweite dazuzugeben, habe ich die Technik namens „Full Bust Adjustment“ benutzt. Dabei schneidet man den Schnitt anhand des Brustpunkts auf und zieht ihn auseinander, um so dem Oberteil Weite und Länge dazuzugeben, ohne jedoch die ursprüngliche Seitennaht zu verändern.

Wie das genau funktioniert, könnt ihr hier in diesem Tutorial von Beswingtes Allerlei nachlesen. Dort habe ich es gelernt.

Nach der Anpassung sah das Schnittmuster aus wie Frankenstein, aber dafür passt nun die Brustweite.

Angepasstes Schnittmuster zuschneiden

Nach dem Zuschnitt ging das Nähen recht schnell von der Hand. Welche Nähtechniken, Tipps und Tricks bei einem krabbeligen Stoff wie Chiffon helfen, erkläre ich hier im Blogbeitrag auf dem Bernina Blog, der nächste Woche erscheint.

Am Ende war mein Chiffonkleid fertig und es passt perfekt auf die Figur.

Mein erster hangenähter Rollsaum

Nicht wirklich ein Nähhack, aber die perfekte Technik um feine Stoffe zu säumen ist der Rollsaum. Man kann ihn mit einem speziellen Rollsaumfuß an der Maschine nähen, am schönsten wird er aber, wenn er handgemacht ist. Auch wenn die Handarbeit länger dauert – Das Ergebnis ist die Zeit allemal wert.

Beswingt in den Sommer

Chiffon ist zwar mit eines der sensibelsten Materialien, die man so vernähen kann, dafür trägt sich dieser Stoff traumhaft. Er ist leicht, hat aber trotzdem einen schönen Fall und umschmeichelt den Körper. Ich bin stolz auf dieses Nähprojekt und freue mich riesig, dass dieses Kleid nun meine Sommergarderobe ergänzt. Irgendwie haben hier Schnitt und Stoff perfekt zueinander gefunden. 

Als es endlich fertig war, konnte ich es kaum erwarten, dieses bezaubernde Kleid endlich mal auszuführen. Getragen habe ich es dann direkt bei einem Besuch des Fifties Museums in Kapsweyer und später dann zu einer Kunstausstellung. 

Für den halbdurchsichtigen Stoff brauchte ich natürlich noch ein passendes Unterkleid, das ich direkt mitgenäht habe. Wie das entstanden ist, das werde ich Euch demnächst in einem seperaten Blogbeitrag berichten.

Sommerliche Nähfreude wünscht

Deine Lasercat

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