Lila Wickelkleid aus Koshibo

Diesen Stoff habe ich im Herbst gekauft. Das leuchtende lila passt so wunderbar zu den leuchtenden BlĂ€ttern draußen und ist ein Farbfleck fĂŒr all die trĂŒben dunklen Tage. FĂŒnf Jahre lang trĂ€umte dieser wundervolle Stoff in meinem Schrank vor sich hin – Bis ich dieses Jahr damit einen lang gehegten Wickelkleid-Traum umgesetzt habe.

Der Schnitt fĂŒr das Kleid stammt aus der Burdastyle 10/2011 – Also einem etwas Ă€lteren Magazin aus meinem Fundus. Schon vor Jahren habe ich ihn entdeckt und wollte ihn unbedingt mal nĂ€hen. Der Schnitt ist nicht nur perfekt fĂŒr weich fließende Stoffe, er ist auch noch super einfach zu nĂ€hen. Ergebnis ist ein Kleid, das gleichzeitig bequem und unglaublich figurschmeichelnd ist.

Der Schnitt hat lediglich BrustabnĂ€her, in der Taille und im RĂŒcken wird mit zugesteppten Falten gearbeitet, um das Kleid auf Figur zu bringen. Das macht das Anpassen des Schnitts auf meine GrĂ¶ĂŸe ziemlich einfach. Ein ganz besonderes Detail sind die LaternenĂ€rmel, die mit GummibĂ€ndern an den Handgelenken gerafft werden.


Der Stoff – „Koshibo“ fließend, edel und mit Charakter

Verwendet habe ich einen Stoff mit dem exotischen Namen „Koshibo, den ich bei der Stoffhandel entdeckt habe. Es gibt ihn ĂŒbrigens dort immer noch, auch nach 5 Jahren! 😅 Entdeckt habe ich ihn, weil er mir irgendwann mal als „der neue, bessere Chiffon“ in die Timeline gespĂŒlt wurde. Koshibo besteht aus Polyester und sieht von Optik und Fall her aus wie Chiffon, ist aber blickdicht. Gleichzeitig ist er außerdem knitterarm, gut waschbar und schnell trocknend. Er fĂ€llt weich und hat genau das richtige Maß an Stand, um die Wickeloptik gut zur Geltung zu bringen.

Wer mit solchen fließenden Stoffen arbeitet, weiß: Sie haben ihren eigenen Kopf. 😅 Beim Zuschnitt empfiehlt es sich unbedingt, den Stoff gut zu fixieren – ich benutze dafĂŒr ein großes Leintuch, auf dem ich den Stoff feststecke. Bei so großen Schnittteilen passiert das auf dem Boden.

Da ich hier beim Zuschnitt einen Teppichboden zur VerfĂŒgung hatte, konnte ich auf das Leintuch verzichten. Wie man auf dem Bild allerdings sieht, hat sich der Stoff beim Waschen und Trocknen ganz leicht verzogen. Daher musste ich gut aufpassen, beim Zuschnitt den Fadenlauf einzuhalten.

Beim NĂ€hen selbst hilft eine feine Nadel (z. B. Black Superfine von Schmetz) und ein etwas reduzierter NĂ€hfußdruck, damit sich der Stoff nicht verzieht. Besonders an den Kanten und beim NĂ€hen der BindebĂ€nder ist Geduld gefragt – aber das Ergebnis lohnt sich!


Details, die den Unterschied machen

Am Schnitt habe ich dieses Mal nur wenig angepasst. Um die HĂŒften herum habe ich beim Abpausen schon den Schnitt von der 38 in die 40 ĂŒbergehen lassen, um hier etwas mehr Stoff zu haben. Anschließend habe ich dem Vorderteil einfach etwas Weite und LĂ€nge dazugegeben, um die nötige Brustweite zu erhalten. Die Falten und AbnĂ€her habe ich nicht verĂ€ndert. Das ist wesentlich einfacher als ein komplettes Full Bust Adjustment, bei dem alle AbnĂ€her aufgeschnitten und ggf. auch versetzt werden mĂŒssen. Diese Anpassung ist jedoch nur bei geringer Mehrweite (max. 2cm) und dank der Wickeloptik möglich.

Lange habe ich auch ĂŒberlegt, wie ich die Innenkanten des Stoffs versĂ€ubern soll. Im Original wird das Kleid aus einem durchsichtigen Chiffon genĂ€ht, der dann gefĂŒttert wird. Da ich bei meinem Blickdichten Stoff allerdings kein Futter benötigt habe, habe ich mich letzten Endes entschieden, die Innenkanten mit der Overlock zu versĂ€ubern. Den Saum unten habe ich von Hand per Blindstick versĂ€ubert

Ich liebe, wie das Kleid im Licht changiert und je nach Umgebung einen ganz eigenen Charakter bekommt – elegant im Abendlicht, frisch und leuchtend im Herbstsonnenschein.


Fazit

Dieses Kleid ist fĂŒr mich der Inbegriff von „Me-Made mit Seele“ – ein StĂŒck, das nicht nur schön aussieht, sondern sich auch wunderbar anfĂŒhlt. Ich habe es schon bei SpaziergĂ€ngen, beim Kaffee mit Freunden und im BĂŒro getragen – und jedes Mal bekomme ich Komplimente fĂŒr die Farbe und den Schnitt. 💜

Wenn du also ein NĂ€hprojekt suchst, das Spaß macht, aber auch ein bisschen Herausforderung bietet, kann ich dir ein Wickelkleid aus einem fließenden Stoff nur empfehlen. Es ist ein Allrounder, der in keinem Kleiderschrank fehlen sollte – besonders, wenn er selbst genĂ€ht ist! ✂✚


Schnitt: Burdastyle 10/2011
Stoff: Koshibo von Der Stoffhandel
NĂ€hzeit: ca. 5 Stunden
Schwierigkeitsgrad: mittel

Und falls ihr noch mehr Wickelkleider sehen möchtet, im Beitrag Mit einem Samtkleid ins Jahr 2022 habe ich ein „Fake“ Wickelkleid genĂ€ht, mit einem Wickeloberteil, aber einem zusammengenĂ€hten Rock. Und vor einigen Jahren wollte ich einmal ein Wickelkleid aus gepunktetem Batist nĂ€hen, am Ende hat es aber an Stoff gefehlt und es wurde eine Bluse daraus. Mein bekanntestes und bestes Wickelkleid bislang ist aber wahrscheinlich das „Wrapdress“ von Gertie mit Kragen.