Während 2021 so gar kein Jahr für schicke Kleider war, jagt in diesem Jahr seit Beginn des Frühlings ein Event das nächste. Manchmal erscheint es mir stressig, dann wieder großartig, denn endlich habe ich die Möglichkeit, meine schicken selbstgenähten Kleidungsstücke mal wieder auszuführen. Tatsächlich habe ich so viele Ideen für neue Nähprojekte, dass ich mir am liebsten für jedes Event ein neues Outfit nähen würde.
Man sagt jedoch „Du kannst nicht auf allen Hochzeiten tanzen“, also werde ich nicht für jede Party in diesem Jahr ein Kleid nähen. Viel Tanzen muss ich zum Glück auch nicht, eine Hochzeit habe ich aber trotzdem schonmal besucht. Und für diese Hochzeit ist dieses Kleid hier entstanden.
Das Material
Dieser Stoff hat keine besondere Geschichte. Ich entdeckte ihn vor fünf oder sechs Jahren auf dem Holland-Stoffmarkt. Lila war damals schon nicht mehr besonders angesagt und der kleine Stoffballen lag ganz unten, unter den anderen. Man hätte ihn fast übersehen können. Ich aber habe ein Auge für lila Dinge und hatte ihn gleich entdeckt. Mit großer Anstrengung wuchtete ich die Rolle unter all den anderen Stoffballen hervor und legte sie dem Verkäufer auf den Ladentisch. Ich kaufe direkt alles, was noch darauf war, ungefähr 2,7m.
Was es genau für ein Stoff war, interessierte mich damals nicht. Er war lila, er war weich, er war wunderschön. Daher kann ich leider unmöglich sagen, aus welchem Material das Kleid nun besteht. Ich vermute, es is eine Art Taft. Auch wenn die Oberfläche matt und weich ist, fühlt es sich von innen doch genau wie Taft and und raschelt auch ein wenig beim Bewegen.
Für das Kleid habe ich gebraucht:
- 2,5m Stoff, ich vermute es ist eine Art Taft
- 0,5m Futterseide
- 55cm Reißverschluss, nahtverdeckt
- Vlieseline H180 Bügeleinlage
Ein Schnitt mich zu testen
Um ganz sicher zu gehen, dass ich diesen Traumstoff nicht umsonst verschneiden würde, habe ich ein Schnittmuster ausgesucht, das sich bereits bewährt hatte. Mein letztes „Surplice Dress“ aus „Gertie’s Ultimate Dressbook“ hatte perfekt gepasst, vielleicht erinnert sich ja die ein oder andere noch an mein „Gaming Kleid“. Hier hatte ich für das Oberteil erstmal ein Probeteil gemacht, den Schnitt dann in Brust und Taille geringfügig angepasst und ein perfekt sitzendes Kleid erhalten.
Nun war ich mir vollkommen sicher, dass dieser Schnitt auch noch einmal perfekt sitzen würde und habe das lila Kleid direkt zugeschnitten und voller Freude angefangen zu nähen.
Als das Oberteil soweit fertig war, dass ich es nur noch vorne zusammenheften musste, machte ich eine kurze Anprobe, einfach nur um ganz sicher zu gehen. Als ich das Oberteil dann an hatte, erschrak ich sehr. Das schöne Oberteil passte so gar nicht vorne. Rückenteil und Brust saßen gut, aber das Oberteil stand vorne, oberhalb der Brust ab. Hier hatte ich plötzlich 2cm Stoff zu viel im Bereich zwischen Oberbrustlinie und Schulter.
Es ist mir ein Rätsel, wie das passieren konnte. Ich habe exakt den selben Schnitt verwendet wie beim ersten Kleid, ich habe das Oberteil genau so genäht und trotzdem sitzt es mit diesem Stoff ganz anders.
Als mir klar wurde, dass ich das Oberteil komplett neu nähen musste, verließ mich die Motivation. Das Kleid wanderte in die Ecke und blieb dort mehrere Wochen liegen. In der Zeit habe ich viel prokrastriniert und unter anderem einen passenden Fascinator zum Kleid gebastelt.
Kurz vor Knapp – Oder: Ein Kleid nähen in 5 Tagen
Nachdem das Kleid erstmal fast drei Wochen auf der Seite gelegen hatte, rückte der Partytermin immer näher. Irgendwann kam dann der Moment, in dem ich voller Panik in mein Nähzimmer stürzte, um endlich mit dem Kleid weiter machen bevor es zu spät wäre.
Ich habe also den Schnitt vom Vorderteil angepasst. An der Stelle mit der überschüssigen Weite habe ich den Papierschnitt eingeschnitten und dann um die überflüssigen 2cm zusammengeschoben. Dann habe ich ihn nach unten ein Stückchen verlängert, um die Weite an der Brust nicht zu verlieren. Aus Zeitgründen habe ich leider auf ein weiteres Probeteil verzichtet, sondern die Vorderteile direkt zugeschnitten und an mir anprobiert.
Den Rockteil hatte ich vorher bereits genäht, aber der Rest vom Kleid entstand in den fünf Tagen, bevor wir zur Party gefahren sind. Jeden Abend nähte ich fleißig ein bisschen weiter. Am letzten Tag vor der Abreise habe ich dann noch den Saum umgenäht. Das Ganze ging so schnell, dass ich kaum fotografiert habe.
Trotzdem möchte ich ein paar Tipps zu dieser Schnitt und Stoffkombination hier lassen:
- Das Oberteil wird eigentlich nicht gefüttert, sondern nur meinem Beleg verstürzt. So habe ich es auch beim letzten Kleid gemacht. Bei diesem ist mir jedoch beim ersten Oberteil aufgefallen, dass der Beleg sich von außen durch den Oberstoff abzeichnet. Deswegen habe ich beim zweiten Versuch eine Lage Futterstoff innen vernäht. Den Rock habe ich nicht gefüttert, da ich ihn sowieso mit Petticoat trage.
- In einigen anderen Blogposts zu diesem Schnittmuster habe ich gelesen, dass dieser Schnitt einen Fehler enthält und der Taillenteil viel zu eng ist. Tatsächlich ist mir das beim Gaming-Kleid gar nicht aufgefallen. Durch den steifen Stoff blieb der Taillentail auch mit der Enge an Ort und Stelle. Bei diesem Kleid hier ist es allerdings so, dass die enge Taille doch beim Tragen etwas hochrutscht. Trage ich untendrunter sehr enge Shapewear hält es sich in Grenzen. Beim nächsten Mal werde ich aber den Taillenpart unbedingt mit etwas stärkerer Bügeleinlage versehen, um ihm etwas mehr Festigkeit zu geben
- Statt dem „Lapped Zipper“, also einem seitlich verdeckten Reißverschluss wie er im Schnittmuster empfohlen wird, habe ich dieses Mal einen nahtverdeckten Reißverschluss genommen. Bei diesem Stoff und in Anbetracht der Zeit wollte ich nicht riskieren, dass der überlappende Stoffstreifen am Rücken dann womöglich abstehen würde.
Mein Fazit: Ein lila Partytraum mit Hindernissen
Als endlich die letzte Naht genäht war, war ich wahnsinnig erleichtert. Ich hatte es irgendwie geschafft, das Kleid gerade noch rechtzeitig fertig zu nähen.
Die Passform des Kleides ist „okay“. Ich bin immer sehr überkritisch, aber ein paar Dinge gibt es doch, die mich daran etwas stören:
- Wie ich bereits oben schrieb ist der Teil in der Taille zu weich. Echt schade dass das Kleid deswegen nur mit sehr fester Shapewear darunter gut aussieht
- Der Teil über der Brust hätte noch eine Verlängerung von mehr als 2cm gebrauchen können. Im Nachhinein ist der doch nach unten hin recht knapp bemessen.
- Durch meine Änderung sitzen die Brustabnäher irgendwie nicht mehr so wie vorher. Ich weiß nicht genau, was da passiert ist, aber sie sitzen jetzt zu weit mittig und formen deswegen eine seltsam spitze Brustpartie. Das mag zwar nach absichtlich gewolltem Vintagelook aussehen, weswegen ich diesen Fehler so akzeptiert habe, trotzdem ist es mir immer noch ein Rätsel, wie das passier ist.
- Womöglich habe ich einfach nur zugenommen, aber beim nächsten Mal mache ich das Kleid in der ganzen Taillenpartie 1-2cm weiter.
Auch wenn sich das nun nach großer Unzufriedenheit anhört, bin ich trotzdem sehr glücklich mit dem Kleid. Als es endlich fertig war, packte ich es voller Vorfreude in den Koffer, zusammen mit Petticoat, Fascinator und den passenden Schuhen und fuhr los, um zu feiern.
In diesem Sinne – Party on!
Eure Lasercat
[…] angepasst sein muss, ist eine Schneiderpuppe unerlässlich. So habe ich zum Beispiel bei meinem lila Abendkleid die Schultern und das Oberteil immer wieder an der Puppe an- und […]
Wieder ein tolles Kleid, obwohl ich ja immer noch ehrlich amüsiert vom Stoff des Gamingkleids bin. Aber dieses Lila hier hat deutlich mehr Eleganz.
Darf ich so indiskret sein und nach deiner Shapewear fragen? Ich bin immer auf der Suche nach guten Tipps für brauchbare Marken.
Grüße, Tina
Vielen Dank, es freut mich, dass Dir das Kleid gefällt.
Ich trage hautpsächlich die Shapewear von Spanx. Die ist recht kostspielig, aber auch entsprechend hochwertig. Ich habe die meisten Teile schon viele Jahre, habe sie sehr oft gewaschen und sie sind immer noch wunderbar in Form und nicht ausgeleihert. Am liebsten mag ich die Bodies ohne Brustteil mit Shorts, da kann man einen BH nach Wahl drunter ziehen, was einfach besser aussieht als die eingebauten BHs bei Shaping-Bodies.
Diesen Frühling habe ich mir außerdem eine Korsage von Curvy Kate gekauft. Die war recht günstig, dafür sind die Stäbe in der Korsage auch nicht ganz so hochwertig. Aber für besondere Anlässe oder Fotoshootings ist sie vollkommen ausreichend. Mit der günstigen Shapewear von H&M und Hunkemöller habe ich bislang nur schlechte Erfahrungen gemacht.
Ich hoffe, ich konnte dir damit ein wenig weiterhelfen.
Liebe Grüße
Theresia aka Lasercat
Schade, da sieht man mal wieder wie unterschiedlich Körper sind. Ich habe nämlich auch ein Teil von Spanx, das ich aber gar nicht mag. Qualitativ ist es angenehm, aber bei mir rollt sich der Beinsaum schon kurz nach dem Anziehen hoch. Wenn ich es also mal anziehe, ziehe ich es meist ziemlich schnell frustriert wieder aus. Denn mit so einer Rolle am Oberschenkelansatz ist es vorbei mit ‚invisible‘ 😉 Vor Kurzem habe ich sogar mal ein Item 6 Teil ausprobiert, aber die haben quasi ein Innenhöschen und da ich recht groß bin, hat das leider auch gar nicht gepasst bei mir. Ansonsten wäre das toll gewesen… Damit ist mein „bestes“ Shapewear Teil tatsächlich ein Hunkemöller Kleid. Das hat auch Macken, aber tolerierbare.
Viele Grüße, Tina
You are looking so elegans and pretty
[…] – dann schließlich auch das Kleid noch geschafft. Wie das Kleid entstanden ist, kannst Du hier im dazugehörigen Blogbeitrag […]