Anna-Lenas Rockabilly Shirt

Diese Woche habe ich mal nichts für mich genäht, sondern für meine Freundin Anna-Lena. Wir haben für sie gemeinsam ein Rockabilly-Shirt mit Bubikragen und Puffärmeln entworfen, das schon mehr nach Bluse als nach T-Shirt aussieht. Dazu gab’s dann auch gleich noch den passenden Tellerrock aus Romanitjersey.

Wer braucht schon den aktuell angesagten Minimalismus in der Mode – Wir hatten bei diesem Shirt unsere helle Freude damit, mit romantischen und verspielten Details zu arbeiten.

Plusszie Rockabilly ShirtRockabilly Plussize Outfit

Von der Idee zum Design

Vor einigen Monaten saßen wir mal beim Kaffee zusammen und unterhielten uns über anstehende Nähprojekte. Wir redeten über Upcycling, alltagstaugliche Nähmaterialien (Jersey!) und die Idee, die verspielten Designs der 50er in moderne Materialien umzusetzen.  Wir sind beide große Fans der Vintage- und Rockabillymode und so entstand die Idee, genau so ein Nähprojekt gemeinsam zu starten.

Anna-Lena hatte sich schon lange eine Rockabilly-Bluse gewünscht. Schön feminin und etwas kitschig, mit Kragen, Schleife, Puffärmeln und viel Deko. Am besten noch in ihrer Lieblingsfarbe, dunkelrot. Leider ist dieser Style gerade mal so gar nicht modern, in den normalen Geschäften findet man sowas eher nicht und schon gar nicht in Größe 48. Also beschlossen wir, ihr Wunsch-Oberteil einfach selbst zu entwerfen.

Auf Pinterest habe ich erstmal Möglichkeiten und Ideen zur Umsetzung all der Details am Shirt recherchiert. Schnell war uns klar, dass wir ein zweifarbiges Shirt machen wollten, das vom Look her an eine Retrobluse erinnert.

Pinterest Inspiration
Link zum vollständigen Pinterest-Board: https://www.pinterest.de/pin/222083825360394926/

Auf jeden Fall sollten Puffärmel dran, aber nicht zu groß, sondern eher dezent. Der Einsatz vorne ist zweigeteilt mit einer Deko-Knopfleiste.  Wir hatten optional auch noch die Idee, den Einsatz mit Biesen zu versehen, die wir dann aber wieder verworfen haben. Dies hier war dann unser fertiges Design:

Design für ein Rockabilly Shirt

Mustergültig: Basisschnittmuster und Anpassungen

Um das Schnittmuster zu entwickeln, habe ich als Basis den Schnitt des „Sweetheart Top“ aus „Gertie sews vintage casual“ verwendet. Ich mag die kurvige, figurnahe Form des Shirts, die abgeschrägten Schulternähte und die Weite der Armlöcher, weil das gerade bei kurvigeren Frauen einfach besser aussieht als gerade geschnittene Basic-Shirts. Das Shirt habe ich in 16 abgepaust, der größten verfügbaren Größe. Da die Schnittmuster in dem Buch alle etwas mehr Raum für Bauch und Hüfte lassen, hat das Shirt in dem Bereich schonmal gut gepasst.

Mein erstes Small-Bust Adjustment

Ich war überrascht, dass auch Frauen mit kleiner Oberweite Probleme haben, gut passende Oberteile zu finden. Ich war immer überzeugt, bei Körbchengröße B müsste man sich niemals Gedanken über kneifende BHs und schlecht sitzende Tops machen. Ich wurde eines Besseren belehrt.

Gerade bei größeren Größen wird meistens auch noch eine stattliche Brust mit eingerechnet. Ist der Brustumfang dann aber weit, die Cupgröße aber klein, ist das Shirt dann vornerum zu weit und hängt im Brustbereich. In einer kleineren Größe würde es aber dann an Bauch und Hüfte nicht mehr passen. In unserem Fall war das Schnittmuster vom Brustumfang her etwa 5-6cm zu weit. Diese habe ich dann mithilfte der Small Bust Adjustment Technik wieder weggenommen. So habe ich die Brustweite reduziert, ohne aber die Weite im Bauch- und Hüftbereich zu verlieren.

Ausschnitt und Einsätze:

Den Einsatz vorne haben wir direkt am Schnittmuster angezeichnet und ausgeschnitten. Damit haben wir den ursprünglichen, weiten Ausschnitt des Shirts überarbeitet und dem Einsatz einen hohen Halsausschnitt gegeben, an den dann der Kragen kommen sollte.

Der Einsatz mit dem Kragen ist übrigens nur auf der Vorderseite. So konnten wir ihn ringsum absteppen, ohne Elastizität einzubüßen, da das Shirt hinten komplett dehnbar bleibt.

Details vom Rockabilly Shirt

Schleife oder nicht Schleife?

Eigentlich wollte Anna-Lena eine große Schleife am Bubikragen haben. Nachdem wir den Kragen allerdings dann zugeschnitten hatten stellten wir fest, dass eine zusätzliche Schleife dann doch etwas zu viel ist – Sie würde ja die schöne Knopfleiste fast komplett verdecken. Also haben wir sie weggelassen.

„Kleine“ Puffärmel

Um dem Shirt einen „Blusencharakter“ zu geben, haben wir einen eigenen Schnitt für kleine Puffärmel erstellt. Die Ärmel sollten oben an den Schultern eingereiht werden, gleichzeitig aber nicht zu weit sein, damit die Arme und Schultern nicht zu sehr betont werden. Die Ärmellänge haben wir direkt an Anna-Lena selbst abgemessen und unten noch ein schwarzes Bündchen angefügt.

Gib‘ mal Stoff

Parallel zur Arbeit am Schnittmuster haben wir die Stoffe und den Zubehör ausgesucht. Als Basis-Stoff für den Shirtteil und den Kragen haben wir schwarzen Baumwolljersey ausgesucht. Für den Einsatz und die Ärmel dunkelroten mit Pünktchen. Ich hatte zufällig gerade ein Set mit flachen, runden Dekoknöpfen in verschiedenen Farben bestellt und die roten Knöpfe haben wunderbar ans Shirt gepasst. Statt der Schleife haben wir dann ein kleines, goldenes „Handmade“-Emblem an den Kragen genäht.

Perfekte Arbeitsteilung – Anna-Lena’s erstes Jerseyshirt

Um das Shirt zu nähen, haben wir mehrere Nachmittage benutzt und uns parallel um die Kinderbetreuung gekümmert. Eine von uns hatte dabei immer ein Auge auf das Kind, während die andere nähen konnte 😊  Während die Konstruktion des Schnitts und der Zuschnitt hauptsächlich von mir erledigt wurden, hat Anna-Lena das Nähen fast komplett übernommen. Dafür dass sie bislang noch nie ein Kleidungsstück für sich genäht hatte, hat sie das wunderbar gemeistert.

Anna-Lena näht

Darf’s noch ein Rock dazu sein?

Den schwarzen Tellerrock hatte ich eigentlich mal für mich genäht nach meiner eigenen Anleitung „Tellerrock aus Jersey nähen“. Die ist übrigens super für Anfänger geeignet und funktioniert für alle Größen ohne Schnittmuster. Hierfür habe ich einen schweren Romanit-Jersey verwendet, der dem Rock einen schönen Schwung verleiht. Der Rock war mir allerdings schon nach dem Nähen etwas zu groß und seit ich nach der Schwangerschaft abgenommen habe, passt er mir gar nicht mehr. Deshalb habe ich ihn kurzerhand an Anna-Lena weitergegeben.

Fazit: Retro-Romantik & neue Näherfahrungen

Als das Shirt fertig war, waren wir beide super stolz und glücklich mit dem Ergebnis. Das Shirt ist genau das, was Anna-Lena sich vorgestellt hatte und passt ihr wunderbar. Der pflegeleichte Jerseystoff macht es alltagstauglich und bequem, auch wenn es eher nach einer eleganten Bluse aussieht. Und der schwarze Tellerrock passt zufällig auch perfekt dazu!

Mein selbstgenähtes Rockabilly Shirt

Auch mir hat dieses Nähprojekt sehr viel Spaß gemacht und ich konnte viele neue Näherfahrungen sammeln. Langsam aber sicher werde ich immer besser in der Umsetzung und Konstruktion von eigenen Schnitten. Ich verwende zwar noch immer bestehende Schnittmuster als Basis, habe aber inzwischen ein viel besseres Gespür dafür, wie ich sie abwandeln muss um daraus ein gut sitzendes, neues Kleidungsstück zu kreieren. Außerdem war es toll, mal Kleidung für eine andere Körperform als immer nur meine eigene zu entwerfen. Wir Menschen sind so unterschiedlich gebaut und in der Zeit der Massen-Industrieware ist gut sitzende Kleidung nur noch selten zu finden. Umso besser, dass man beim Selbernähen wirklich jede Naht auf den eigenen Körper anpassen kann. Gerade bei figurnaher Kleidung lohnt sich das allemal.

Übergröße Rockabilly Tshirt

Unser gemeinsames Nähprojekt hat uns beiden sehr viel Spaß gemacht und es wird sicher nicht das Letzte gewesen sein.

Bis dahin
Eure Lasercat

 

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