Letzte Woche habe ich einen Beitrag zu meinem #Weihnachtskleid 2020 gepostet, das ich aus einem billigen Baumarkt-Dekostoff genäht habe. Das Nähen von Kleidung aus Dekostoffen gehört zu den Dingen, die von vielen amibitonierten Hobbyschneider/innen vollkommen verteufelt werden. Aber ich finde, in der Mode ist alles erlaubt. Solange man es anziehen kann, kann man es auch vernähen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Deswegen möchte ich in diesem Post zusammenfassen, was man beim Nähen mit den klassischen Dekostoffen beachten sollte.
Was sind Dekostoffe?
„Dekostoffe“ umfasst alles, was man in der Stoffabteilung bei Ikea oder im Baumarkt so finden kann. Hauptsächlich sind es Stoffe, die für Gardinen, Tischdecken oder Kissenhüllen geeignet sind, aber auch Stoffe für Markisen oder Säcke. Sie können aus unterschiedlichsten Materialien bestehen. Je nachdem was gerade so angesagt ist, findet man in der Dekoabteilung Leinen, Samt, Tüll, Organza oder Spitze.
Was die Stoffe für den Dekorationsbedarf in der Regel von Bekleidungsstoffen unterscheidet ist:
- Sie sind oft nicht so weich, da sie ja nicht auf der Haut getragen werden müssen. Ist die Vorderseite weich, wie z.B. bei Samt, ist die Rückseite oft kratzig
- Billige Dekostoffe sind oft nicht sehr hochwertig produziert, d.h. sie sind aus minderwertigem Polyester mit viel Chemie drin. Das bedeutet, dass sie nicht so gut wasch- und pflegbar sind und ggf. nicht so langlebig. Leute mit empfindlicher Haut sollten hier auch beachten, dass man solche Stoffe sehr oft waschen muss, bevor man sie auf der Haut tragen kann. Ich selbst hatte damit allerdings noch nie Probleme
- Manche Dekostoffe sind mit Chemikalien gestärkt, damit sie steifer sind und nicht so schnell die Form verlieren. Diese gehen bei häufigem Waschen natürlich irgendwann raus, so dass es passieren kann, dass der Stoff ausleihert.
Grundsätzlich enthalten billige Dekostoffe nicht mehr oder weniger schädliche Chemikalien als billige Bekleidungsstoffe. Jede/r muss selbst mit seinem Gewissen ausmachen, ob er solche Stoffe zum Nähen verwenden möchte.
Welche Dekostoffe eignen sich gut für Kleidung?
Die Antwort ist simpel – Theoretisch kann man alle Dekostoffe für Kleidung verwenden. Es kommt eben immer darauf an, was es für ein Kleidungsstück werden soll. Ich finde, am besten eignen sich Dekostoffe mit einem schönen Fall, sehr dicke und steife Stoffe wie Jute oder Segeltuch eignen sich höchstens für das Nähen von Taschen. Kleidungsstücke lassen sich daraus eher nicht nähen, da sie vom Körper abstehen und sich unangenehm anfühlen.
Diese Stoffe aus der Dekoabteilung eignen sich gut für Kleidungsprojekte:
- Organza: Beliebt als Gardinenstoff, eignet sich aber auch hervorragend für Unterröcke, Überrröcke und Petticoats.
- Spitze: Sofern sie nicht zu steif ist, sondern weich und schön fällt, kann man daraus tolle Effekte oder auch mal einen Rock nähen
- Leinen: Bzw. eher Kunstfaser mit Leinenoptik. Eignet sich für Kleider, aber auch sehr gut für Probeteile
- Satin: Egal ob für Vorhänge oder Bettwäsche. In der Dekoabteilung gibt es hin und wieder schönen, gut waschbaren Satin. Mit dem weichen Fall und der glänzenden Oberfläche eignet er sich für eine Vielzahl von Bekleidungsprojekten.
Besonders beliebt, gerade bei Nähanfängern sind die Dekostoffe von Ikea, die es schon ab fünf Euro pro Meter zu kaufen gibt. Sie sind robust, gut waschbar, lassen sich gut bügeln und haben einen schönen Fall. Sie werden auch gerne in Nähkursen für Anfänger verwendet.
Welche Kleidungsstücke lassen sich gut aus Dekostoffen nähen?
Ich habe aus Dekostoffen bislang nur Röcke und Kleider genäht. Generell eher für den Winter, weil ich dann immer etwas untendrunter habe und den Stoff nicht auf der Haut trage. Somit hatte ich auch nie Probleme mit der Hautverträglichkeit. Grundsätzlich würde ich aus den doch etwas steiferen Dekostoffen nur Kleidungsstücke nähen, die auch etwas Stand haben dürfen. Eine Bluse mit langen Ärmeln und Schleife eignet sich dafür nicht so gut, ein Minirock mit Reißverschluss hingegen schon.
Meine Projekte aus Dekostoffen:
Was solltest Du beim Nähen mit Dekostoffen beachten?
- Waschbarkeit:
- Tischdeckenstoffe sind in der Regel sehr gut waschbar, so eine Tischdecke muss ja auch einiges an Schmutz abbekommen dürfen.
- Gardinenstoffe sind häufig nur beschränkt waschbar. Hier gilt das Wäscheetikett zu beachten, wenn es eines gibt
- Sonstige dickere Stoffe für Dekokissen etc. sollten oft nur von Hand gewaschen werden, vor Allem wenn sie zum Kleid vernäht sind
- Chemische Behandlung:
- Manche Dekostoffe sind mit Chemikalien behandelt, damit sie steifer sind und nicht knittern. Beim Waschen können sich diese lösen, so dass der Stoff hinterher wabblig und verzogen ist. Ich empfehle daher – Wenn möglich – Den Stoff IMMER vor dem Nähen zu waschen. Und sei es nur von Hand mit lauwarmem Wasser.
- Bügelbarkeit
- Viele Dekostoffe sind eher dick und steif. Sie haben dann zwar einen schönen Fall, lassen sich aber nicht gut in Form bügeln. Sie eignen sich nur für Kleidungsstücke, die auf Stoffe mit etwas Stand ausgelegt sind. Kleidung mit Abnähern, Falten, Biesen oder Krägen, die in Form gebügelt werden müssen, empfehle ich daher nicht dafür
Upcycling: Kleider nähen aus Gardinen, Bettbezügen und Tischdecken
Nicht immer ist es notwendig, einen schönen Dekostoff neu zu kaufen. Vielleicht hat deine Mutter ja noch alte Bettbezüge und Tischdecken, die sie nicht mehr braucht? Ein schönes Kleidungsstück daraus zu nähen ist eine wunderbare Möglichkeit, dem alten Stoff ein neues Darsein zu geben.
Ich selber verwende gerne alte Bettwäsche für Probeteile. Der Stoff ist meistens schon ziemlich durch oder abgerieben. Für ein normales Kleidungsstück würde der nicht mehr halten. Aber er eignet sich durch den weichen Fall und die gute Bügelbarkeit super für Probestücke. Somit muss ich weder die kaputte Bettwäsche wegwerfen, noch neuen Stoff für ein nicht-tragbares Probeteil kaufen.
Hast Du schonmal ein Kleidungsstück aus einem Dekostoff genäht? Was ist es geworden? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!