Ein Kleid sitzt immer nur so gut wie das, was man untendrunter trägt. Und so sind Unterröcke und Unterkleider schon seit langem aus meinem Schrank nicht wegzudenken. Ich besitze einige gekaufte, allerdings bislang lediglich in schwarz.
Als ich dann mein halbdurchsichtiges Chiffonkleid genäht habe, wurde mir schnell klar, dass ich hier für untendrunter etwas anderes brauche. Und so kam mir die Idee, einen alten Satinstoff in ein zum Kleid passendes Unterkleid zu verwandeln.
Bis in die Siebziger Jahre war das Unterkleid ein fester Bestandteil der Alltagsgarderobe einer jeden Frau. Dies hatte zwei Gründe:
Zum Einen, waren die Kleider die man damals trug, materialbedingt und mangels Waschmaschinen oft nicht gut waschbar. Wer schon einmal ein Wollkleid von Hand gewaschen hat, der weiß wovon ich rede. 🙂 Deswegen trug man untendrunter ein leichtes Unterkleid auf der Haut, das nicht nur gegen das oft kratzige Obermaterial half, sondern auch durch hochwertiges, gut waschbares Material den Schweiß vom Oberstoff fernhielt. Meist waren sie aus Baumwolle oder Seide. In den Fünfzigerjahren kamen dann vermehrt Unterkleider aus Nylon mit integriertem BH in Mode.
Bildquelle: nylonnostalgia.com, Klick auf das Bild für einen tollen Blogbeitrag über Vintage-Unterwäsche
Zum Anderen ist der Sitz und der Fall eines Kleids oft wesentlich besser, wenn es nicht direkt auf der Haut oder auf den Strümpfen aufliegt. Die Glatte „Innenschicht“, sorgt dafür, dass der Stoff an den Körperformen entlangfließt, nicht aufträgt und nicht an den Strumpfhosen oder Beinen „klebt“. Durch Rüschen oder Tüll am Saum konnte man den Petticoat auch direkt integrieren und Röcken etwas Fülle verleihen.
Bildquelle: Amazon, Nein Ihr sollt da nicht kaufen, ich habe den Link nur zur Quellenangabe hier drin
Ich habe auch bereits einige Schnitte aus den Fünfzigern entdeckt, bei denen das Futter des Kleids auch gleichzeitig als waschbares Unterkleid dient. Das Futter war an Armen und Saum nur mit einigen groben Stichen befestigt, und ließ sich zum Waschen leicht heraustrennen.
Material & Schnittmuster
Für den oberen Teil meines Unterkleids habe ich einen Schnitt verwendet, den ich schon vor vielen Jahren aus einer alten Burdastyle abgepaust hatte. Damals hatte ich daraus ein Nachthemd genäht. Es ist ein ganz simples, leicht A-förmiges Kleid mit Brustabnähern, Rückenabnähern und Spaghettiträgern. Das Nachthemd hatte zusätzlich noch eine Schnürung vorne, die ich aber für das Unterkleid weggelassen habe, damit nichts aufträgt. Nachdem ich das Nachthemd mal kurz anprobiert hatte und es noch passte, habe ich den Schnitt kurzerhand einfach nochmal in der selben Größe verwendet, die ich damals abgepaust hatte: 38.
Die Länge des Kleides habe ich auf den Rock von meinem Chiffon Kleid abgestimmt und noch eine Rüsche hinzugefügt, um dem Rock zusätzlich noch etwas Fülle zu geben.
Material & Werkzeug
- Baumwollsatin, ca. 1,2m – Der Stoff ist uralt und stammt aus dem Stofffundus meiner Mutter. Vermutlich ist er älter als ich. 🙂 Er hat eine schöne, feine Qualität mit einem tollen Fall und ist komplett undurchsichtig.
- Neue, feine Nähnadel 60/70, um keine Fäden in dem empfindlichen Stoff zu zeieh
- Passendes Nähgarn
- Schrägbandformer
Auf dem Foto hat das Garn dank Kunstlicht eine sehr seltsame Farbe. In Echt ist es allerdings im selben Rauchgrau gehalten wie der Stoff.
Rund ums Nähen des Unterkleids
Das Unterkleid ist so weit, dass es ohne Reißverschluss oder Knöpfe angezogen werden kann. Damit es sich trotzdem schön um der Körperrundungen legt und keine ungewünschten Falten an den falschen Stellen wirft, ist es vorn und hinten mit Abnähern versehen. Die habe ich zuerst genäht.
Danach waren die Seitennähte dran. Die habe ich mit französischen Nähten genäht, um die Nahtzugaben direkt mit zu „verstecken“.
Schrägband selber machen
Die oberen Kanten und des Kleids und die Träger habe ich aus selbstgemachtem Schrägband genäht. Bei Unterkleidern empfiehlt es sich zwar, die Träger verstellbar zu machen um so die Länge und dem Überkleid anpassen zu können, aber mangels der Haken für die verstellbaren Träger habe ich es gelassen und die Länge einfach an das Chiffonkleid angepasst.
Die Schrägbänder habe ich mit einer Breite von 4cm im schrägen Fadenlauf aus dem Satin zugeschnitten und dann an den kurzen Kanten zu einem ganz langen Band zusammgenäht.
Dann kam mein Schrägbandformer zum Einsatz. Mit diesem kleinen Tool und dem Bügeleisen lässt sich ganz schnell perfektes Schrägband herstellen. Ich habe mein langes Band einfach in den Former eingefädelt, durchgezogen und direkt gebügelt.
Und fertig war das perfekte Schrägband für Ausschnitt und Träger.
So sieht das Ganz dann angenäht aus, hier sieht man auch schön die französischen Nähte in der Seitennaht. Ich habe zuerst das Schrägband im Achselberei angenäht und dann in einem Stück das für Vorder- und Rückenteil.
Zum Schluss habe ich dann noch den Saum mit einer Rüsche versehen, die den Petticoat ersetzt und dem Rock des Kleides etwas Stand und Schwung gibt. Die Rüsche habe ich mir Schrägband vearbeitet, um dem Saum noch etwas Gewicht zu geben.
Fazit
So ein Unterkleid ist das belangloseste, aber auch das nützlichste Kleidungsstück, das man sich für eigene Garderobe nähen kann. Dank des Unterkleids in der passenden Farbe kommt das Türkis von meinem Chiffonkleid richtig gut zur Geltung. Und das Kleid ist auch direkt nicht mehr so durchsichtig.
Das Unterkleid hier passt perfekt zu diesem Kleid, wird mir aber mit Sicherheit auch noch ein nützliches „Unterteil“ für andere helle Kleidungsstücke sein.
Vielen Dank, dass Du diesen Beitrag gelesen hast. Ich hoffe, ich durfte Dich inspierien und vielleicht ein paar Fragen rund um das Nähen eines Unterkleids aus Satin beantworten. Ansonsten freue ich mich, mit diesem Beitrag mal wieder Teil des MeMadeMittwoch sein zu dürfen.
Lasercat
So eine schöne Zeitreise. Liebsten Dank. Stimmt, meine Mutter hatte immer feine Unterkleider. Logisch das sie Sinn machen und ums so verwunderlicher, dass sie selten Thema sind. Sehe edel dein Unterkleid und so fein genäht. Danke für deine Infos zum Schnitt und zur Verarbeitung. Toll das du den Schrägbandformer im Einsatz gezeigt hast.
LG Birgit
Dein Unterkleid sieht sehr edel aus. Danke für deine Inspiration, denn ich habe auch so viele hochwertige Futterstoffe meiner Mutter hier, da könnte ich mir auch eins nähen.
LG, Heike
Vielen Dank für Deinen Kommentar liebe Heike! Ein Futterstoff aus Baumwolle oder Seide taugt auf jeden Fall auch als Kleid oder Unterrock! Diese Stoffe sind sooo toll auf der Haut, da kann man auch mal ein Polyesterkleid darüber tragen und es fühlt sich trotzdem toll an 🙂
Liebe Grüße
Theresia aka Lasercat
Wow, ein Unterkleid, wie toll. Ich bin noch nie auf die Idee gekommen, dass frau sowas brauchen könnte. Bin mir auch nicht sicher, ob mir das v.a. im Sommer, nicht „zuviel“ wäre.
LG Miriam
Hallo liebe Miriam,
lieben Dank für Deinen Kommentar. Ich habe früher auch nie Unterkleider oder Unterröcke getragen und mich gewundert, warum bei manchen Menschen die Kleider an den Beinen oder Strumpfhosen „kleben“ und bei anderen nicht. Inzwischen stelle ich auch fest, dass ich mit einem hochwertigen Seiden-Unterkleid gerade im Sommer viel weniger schwitze.
Liebe Grüße
Theresia
Sehr cool – sowohl die einleitenden Worte als auch das Unterkleid selbst. Ich bin ebenfalls Verfechterin von Wäsche und fand es eine echte Offenbarung wie viel besser Oberbekleidung sitzt, wenn sie richtig unterfüttert wurde (egal ob festgenäht oder wechselbar)! Bislang habe ich kein Unterkleid selbstgenäht, aber dann sollte ich definitiv mal machen – Danke für den Beitrag! 🙂
Liebe Grüße, Anne
Ein sehr nützlicher und informativer Beitrag, vielen Dank, hast du dein Unterkleid auch im schrägen Fadenlauf zugeschnitten, ich finde, das steigert nochmal die Bequemlichkeit, aber früher wurde das sicher nicht gemacht wegen des größeren Stoffverbrauchs. LG Anja
Hallo Anja,
ja, ich habe es schräg zugeschnitten. Tatsächlich habe ich da nicht so drauf geachtet, weil der Fadenlauf im Schnitt eben schon so vorgegeben war. Aber Du hast Recht, dadurch wird das Kleid leicht elastisch und fällt schön.
LG
Theresia