Du möchtest einen wirklich einfachen Tellerrock nähen? Hier ist eine Anleitung für einen schön schwingenden Rock – Ohne Schnittmuster! Er lässt sich in jeder Größe und Länge nähen, egal ob für Kinder oder für Erwachsene. Genäht wird aus Jersey, dem am einfachsten zu verarbeitenden Stoff den es gibt.
Der Rock wird in sechs einfachen Schritten genäht. Außerdem erkläre ich ein paar Möglichkeiten, den Schnitt zu variieren (Halbteller, Viertelteller,…) und stelle meinen Tellerrock aus Romanit-Jersey vor. Hier geht es direkt zu Schritt 1, der Konstruktion des Schnitts, wenn Du schon genau weißt, wie dein Tellerrock aussehen soll und dir die ganze Einleitung sparen möchtest.
Der Tellerrock: Einfach, schnell und wandelbar
Warum ein Tellerrock?
Ich habe noch niemals einen Tellerrock genäht, den ich nicht gerne und oft getragen habe. Kein Rockschnitt ist so einfach anzupassen und zu nähen wie dieser. Der Tellerrock steht – vorrausgesetzt er hat die richtige Länge und die richtige Bundhöhe – wirklich jeder Frau.
Ein Rock für (fast) jeden Stoff
Der Rock lässt sich aus fast jedem Stoff nähen. Ich empfehle dafür grundsätzlich Stoffe, die nicht zu leicht sind, da der Rock sonst nicht schön schwingt und fällt. Meine Variante hier eignet sich für elastische Stoffe, also Strickware. Ich habe meinen Rock aus Romanit-Jersey genäht, Du kannst aber irgendeinen Jersey deiner Wahl verwenden. Demnächst werde ich gerne auch ein Tutorial für einen Tellerrock aus Webware erstellen. Die Konstruktion des Schnitts funktioniert dabei genauso, nur dass hier statt dem Gummibund ein Reißverschluss eingearbeitet wird.
Tausende Varianten von Tellerröcken
Beim Tellerrock denkst Du vielleicht auch direkt an Rockabilly, Gothic Lolitas oder Vintagekleidung. Allein in diesen Modestilen gibt es unendlich viele Varianten des beliebten Rocks. Aber der Schnitt lässt sich auch ganz sportlich oder modern umsetzen.
In meinem Pinterest-Board habe ich hunderte Varianten von Tellerröcken in unterschiedlichsten Längen und Ausführungen gesammelt. Schau‘ doch mal rein und lass dich Inspirieren. Wenn Du dich also für eine Variante und ein Material entschieden hast, geht es los: Lass‘ uns einen Tellerrock nähen!
Du brauchst:
- Schneiderschere
- Jersey, eher dickere Qualität (Ich habe Romanit-Jersey verwendet)
- Gummiband, für den Bund
- Schnur, etwa in Rocklänge
- Schneiderkreide, Kreidestift, Trickmarker oder anderer Stoffmark-Stift deiner Wahl
- Stecknadeln oder Stoffklammern
- Maschinen-Nähnadel für Jersey
1. Den Schnitt für einen Tellerrock konstruieren
Eigentlich braucht es für den einfachen Tellerrock gar kein Schnittmuster. Ich zeichne den Schnitt direkt auf den Stoff. Um die Stoffmenge herauszufinden und einen groben Zuschnittplan erstellen, habe ich allerdings zuerst eine Skizze gemacht. Die benötigt erst einmal nur ein Stück Papier. Nun geht es ans Messen.
Um den Schnitt zu konstruieren nutze ich folgende Maße:
- Rocklänge: Wie lang soll dein Tellerrock reichen? Bis zum Knie oder weiter? Miss die gesamte Rocklänge inklusive Bund aus, den Bund ziehen wir nachher ab.
- Weite: Miss die Stelle an der dein Rock später sitzen soll. Eher auf der Taille oder auf der Hüfte? Deine Entscheidung!
Schreib‘ dir die Maße schonmal auf. Als nächstes hast Du die Qual der Wahl: Soll es ein voller Tellerock sein? Ein Halber? Oder irgendwas dazwischen? Zeichne dir eine kleine Skizze von Deinem Rock und zeichne dir die Maße ein.
Nun kannst du herausfinden, wie viel Stoff du benötigst.
2. Das Material für deinen Tellerrock
Für den Zuschnitt des Tellerrocks gibt es mehrere Möglichkeiten. Du kannst den „Teller“ an einem Stück zuschneiden oder in mehrere Teile stückeln. Ein sehr kleiner Rock für Kinder lässt sich einfach aus einem Stück Stoff schneiden, ein bodenlanger Maxi-Tellerrock in Größe 44 eher nicht, die Stoffe sind in ihrer Breite in der Regel begrenzt auf 145cm. Am meisten Material benötigt natürlich der „volle“ Teller, also ein komplett kreisförmiger Rock. Zeichne dir einen Zuschnittplan. Der Tellerrock wird in der Regel im Stoffbruch zugeschnitten.
Mein Petticoat entspricht etwa einer Konfektionsgröße 40. Ich habe dafür 2m Romanit-Jersey verwendet, dabei hatte ich noch einiges an Reststoff übrig. Bitte beachtet, dass ihr bei größeren Größen eventuell mehr Material benötigt. Mein Tellerrock hat eine Gesamtlänge von 56 cm. Daraus ergeben sich die Maße von meinem Rock:
- Rockbahnen: 52cm Länge
- Taillenmaß: 93cm
Hinweis:
Die Nahtzugaben habe ich hier noch nicht mitberechnet, das mache ich später beim Zuschnitt.
3. Tellerrock Zuschneiden
Jetzt geht es richtig los! Mach‘ dir Platz auf deinem Schnitt und falte deinen Stoff längs zur Hälfte. Anhand deiner Skizze siehst du, wie du die Rockteile anzeichnen musst. Um den perfekten Kreis zu zeichnen, basteln wir uns einen „Zirkel“ mithilfe der Schnur und eines Kreidestifts.
Als erstes bindest Du die Schnur am einen Ende um deinen Stift und das andere Ende wird mit etwas Malerkrepp direkt an der Bruchkante am Tisch fixiert. In meinem Fall besteht mein „Teller“ aus zwei Halbkreisen, die im Stoffbruch zugeschnitten werden. Ich zeichne also Viertelkreise an. Los geht es mit dem oberen Kreis, dem Taillenmaß. Der Radius für den kleinen Kreis oben beträgt ein Viertel meines gewünschten Taillenumfangs. In meinem Fall wären das 93/4 = 23cm. Mit diesem Radius zeichne ich nun den kleineren Kreis auf meine Stoffbahn. Nun geht es weiter mit der großen Kreislinie. Dafür rechne ich zu dem Radius noch die Rocklänge dazu. Also 23cm+52cm = 75cm. Mit diesem Radius zeichne ich einen weiteren Viertelkreis auf den Stoff.
Der Bund hat eine Höhe von 4cm. Da er oben umgeschlagen wird, benötigst du insgesamt 8cm. Für einen dehnbaren Bund ziehst von deiner fertigen Bundweite 5 bis 10 cm ab, je nachdem wie dick der Stoff ist und wie eng der Bund sitzen soll.
Nahtzugabe:
Bevor es ans Zuschneiden geht, zeichnest Du die Nahtzugaben mit einer Schablone oder dem Schneiderdreieck ein. Für die Seiten- und Bundnähte benötigst Du jeweils 1cm Nahtzugabe, für den Saum 4cm.
Beim Bund ist außerdem wichtig, dass er in schrägem Fadenlauf zugeschnitten wird. Das bedeutet, im 45 Grad Winkel zur Webkante des Stoffes. Nur so passt er sich optimal der Rundung des Kreises an und steht am Rücken nicht ab.
Am Ende habe ich meine Rockbahn (2 Viertelkreise) und den Bund, also insgesamt drei Teile.
4. Rockbahnen zusammen nähen
Bitte beachte: Achte beim Nähen von Strickware – also Jersey – darauf, eine Jersey- oder Stretchnadel zu verwenden. Diese hat eine abgerundete Spitze und erhält dadurch die Maschen des Strickstoffs. So halten die Nähte optimal und der Rock bleibt auch nach mehrmaligem Waschen gut in Form.
Falls du nicht mit einer Overlock- oder Coverstitchmaschine nähst, empfehle ich, vor dem Nähen die Nahtzugaben der Seitennähte zu versäubern. Dann steckst du die Rockbahnen an den Seiten mit Stecknadeln oder Stoffklammern zusammen.
Jetzt kannst Du die Seiten vom Tellerrock nähen. Wie viele du hast, hängt von der Anzahl der zugeschnittenen Rockbahnen ab. In meinem Fall sind es zwei. Die Nahtzugaben bügelst Du auseinander.
5. Bund für den Tellerrock nähen
A. Jerseybündchen ohne Gummiband
Beim Zuschneiden haben wir bereits etwas Weite vom Bund weggenommen, damit er beim Annähen gedehnt wird und somit den Rock auf der Hüfte hält. Bei dünnen Stoffen ist das vollkommen ausreichend.
So wird der Bund angenäht:
- Nähe als erstes den Bund zusammen, so dass ein Ring entsteht
- Markiere dir an dem Ring jeweils die Viertelpunkte (Mitte vorne und hinten und die beiden Seiten)
- Stecke nun den Bund erstmal an diesen Punkten am Rock fest. Dazwischen sollte der Bund sich jetzt dehnen. Verteile die Weite des gedehnten Teils gleichmäßig und stecke ihn fest.
- Dann steppst du den Bund am Rock fest
- Wende den Bund nach oben und versäubere die obere Kante
- Jetzt schlägst du ihn zur Hälfte nach innen ein
- Von der rechten Seite steppst du nun den Bund mit der Zwillingsnadel oder im Zickzackstich fest.
B. Bund mit Gummiband
Gerade bei schweren Stoffen hält ein einfaches Jerseybündchen den Rock nicht mehr auf der Hüfte. Auch bei längeren Röcken zieht das Gewicht des Stoffes einfach zu sehr. Hier ist es nötig, das Bündchen mit einem Gummiband zu versehen. Bei meinem Rock aus schwerem Romanitjersey war das notwendig.
So wird’s gemacht:
- Lass beim Zusammennähen der Bundseiten zu einem Ring ein Stück Seitennaht offen, um später das Gummi durchzuziehen.
- Dann nähst du den Bund wie in A. beschrieben (siehe oben)
- Zum Schluss schneidest du ein Stück breites Gummiband ab (Hüftweite -10-15cm) und ziehst es in den Bund ein
- Die Enden vom Gummiband legst du flach aufeinander und nähst sie mit Zickzackstich zusammen.
6. Saum nähen
Fast geschafft! Als letztes wird der Rock gesäumt. Da der Rock sehr weit ist, muss der Saum sich nicht dehen. Das bedeutet, dass du ihn mit einem geraden, großen Stich annähen kannst und keinen Zickzackstich benötigst. Damit der Saum auch von innen schön aussieht, habe ich ihn zuerst versäubert.
Beim Zuschneiden habe ich 4cm Saumzugabe dazugegeben. Diese Länge wird jetzt nach innen umgeschlagen und gebügelt. Anschließend steppst Du den Saum mit einem großen Stich (z.B. Stichlänge 4) ab. Nach dem Nähen bügle ich den Saum noch einmal, damit er schön glatt ist.
Und Fertig!
Mein schwarzer Tellerrock
Passend zur Rocksaison habe ich meinen schwarzen Tellerrock überarbeitet. Genäht habe ich ihn schon letztes Jahr und auch schon viele Male gern getragen. Ich habe ihn aus Romanit-Jersey genäht. Das ist ein sehr dicker und schwerer Jersey, den man normalerweise eher für Blazer oder körpernahe Shiftkleider benutzt. Ich habe diesen Stoff ausgewählt, weil er durch das Gewicht sehr schön fällt und gleichzeitig durch die Dicke der Figur schmeichelt.
Du möchtest einen eigenen Tellerrock nähen und hast Fragen oder Feedback zu dieser Anleitung? Dann hinterlasse mir gerne einen Kommentar oder besuche mich auf meiner Facebook-Seite!
Viel Spaß beim Nachnähen wünscht Dir Theresia
[…] schwarzen Tellerrock hatte ich eigentlich mal für mich genäht nach meiner eigenen Anleitung „Tellerrock aus Jersey nähen“. Die ist übrigens super für Anfänger geeignet und funktioniert für alle Größen ohne […]