Stillen ist in! Während unsere Mütter dafür noch verschämt ins Hinterzimmer gingen, gilt man heute als „mutige Feministin“, wenn man in der Öffentlichkeit die Brust auspackt. Die sozialen Medien sind voll von Menschen, die sich darüber aufregen, dass mal wieder eine öffentlich stillende Frau beschimpft oder benachteiligt wurde und von Promis, die sich offen beim Stillen zeigen. Ich finde diesen Trend ganz gut, da Stillen etwas Schönes und Natürliches ist, für das man sich nicht schämen muss. Trotzdem bleibt es jeder Frau selbst überlassen, wo, wie und wann sie stillen möchte. Während das Stillen in der Öffentlichkeit doch nicht jederfrau’s Ding ist, haben die stillenden Mütter doch eins gemeinsam: Sie wollen trotzdem gut aussehen in ihren Klamotten.
Es gibt zwar immer mehr schöne Stillmode zu kaufen, aber die ist meist ganz schön teuer, dafür dass man sie maximal zwei Jahre trägt. Zudem passen mir gekaufte Shirts meistens sowieso nicht besonders gut. In der Regel sind sie zu kurz und um die Taille herum zu weit. Daher habe ich beschlossen, mir selbst eines zu nähen.
Die Stillfunktion des Shirts besteht aus einem Unterteil, der innen im Shirt an Ausschnitt und Seitennähten befestigt ist und einem Oberteil, das zum Stillen einfach hochgezogen werden kann. Die Vorteil dieser Form des Stilloberteils sind, dass du auch beim Stillen maximal bedeckt bleibst und der Einsatz die Brust noch etwas stützt. Ich bin nämlich nicht so scharf darauf, die komplette Brust auspacken zu müssen, wenn ich mal irgendwo unterwegs stillen muss.
Maßnehmen und Schnittmuster erstellen
Grundlage für das Shirt war ein simpler Schnitt für ein Langarmshirt aus dem Ottobre-Magazin. Du kannst aber auch einen einfachen, kostenlosen Schnitt verwenden, wie zum Beispiel das Basic Shirt von Verflixt und Zugenäht. Es besteht aus drei Teilen, einem Schnitt für das Vorderteil, das Rückenteil und die Ärmel.
Auf Basis deiner Maße erstellst du dir das Schnittmuster für Dein Shirt. Vielleicht hast du auch schon eines das dir gut passt/gefällt.
Wichtig beim Messen:
- Wenn Du noch schwanger bist: Bedenke, dass deine Figur nach der Geburt nicht wieder genauso aussieht wie vor der Schwangerschaft. Ich empfehle zumindest um Brust und Hüften herum eine Größe größer zu wählen.
- Trage beim Messen den Still-BH, den du am liebsten unter dem Shirt tragen möchtest. Dann sitzt der Stilleinsatz am besten.
Wenn du deinen Basisschnitt erstellt hast, geht es im nächsten Schritt an den Schnitt für den Einsatz.
Einsatzteil erstellen und Öffnung hinzufügen
Nun verändern wir den Schnitt und fügen den Stilleinsatz hinzu. Das ist meiner Meinung nach der schwierigste Part bei diesem Shirt, da Du diesen Schnittteil selbst erstellen musst.
Als erstes legst du fest, wo der Einsatz beginnt, das heißt, wo die „Öffnung“ unterhalb der Brust sein soll.
Miss unter deinem Arm an der Seitennaht ab, wie lang der Einsatz sein muss, damit er deine Brust komplett bedeckt. In etwa ist das der Unterbrustumfang plus ca. 4 cm oder 10cm unterhalb des Brustpunkts. Je nach Brustgröße kann das aber variieren.
An dieser Stelle schneidest du das Schnittmuster auseinander. Dann kannst du auf Basis des Oberteils den Schnitt für den Einsatz erstellen. Dieser wird wie das Vorderteil auch im Stoffbruch zugeschnitten. Am Ende hast du dann 4 Schnittteile:
Stoff & Zuschnitt
Alle 4 Teile habe ich aus dem gestreiften Jersey zugeschnitten. Für Ärmel- und Ausschnittkanten habe ich mir zusätzlich noch ca. 4cm breite Streifen aus schwarzem Jersery zugeschnitten.
Tipp: Wenn du mehr Halt für die Brust durch den Einsatz gewinnen möchtest, empfehle ich, dieses Teil doppelt zuzuschneiden und zweilagig zu verwenden. Bei dünnen Jerseys könnte das sogar notwendig sein, damit das Shirt richtig sitzt.
Stillshirt nähen:
Vordere Kante versäubern
Die Kante des oberen Vorderteils habe ich mit 4cm Nahtzugabe zugeschnitten. Diese wird dann mit der Overlock versäubert und dann nach innen mit der Zwillingsnadel umgenäht. Obendrauf kommt dann die breite Spitzenborte. Diese wird mit Zickzack-Stich befestigt.
Einsatz einnähen:
Als erstes habe ich die runden Kanten des Einsatzteils mit der Overlock versäubert. Das ist zwar bei Jersey nicht unbeding notwendig, sieht aber ordentlicher aus und das Teil rollt sich nicht ein wenn das Shirt etwas lockerer sitzen soll.
Der Einsatz wird dann an das untere Vorderteil gesteppt.
Danach habe ich den Einsatz oben am Ausschnitt und an den Seitennähten am oberen Vorderteil befestigt. Das obere Vorderteil liegt dabei über der Quernaht und bedeckt diese.
„Um ehrlich zu sein: Die Spitzenborte war ursprünglich nicht geplant. Ich habe sie eingesetzt, weil meine Brust mit Beginn des Stillens so viel größer geworden ist, dass das obere Vorderteil den Ansatz des unteren nicht mehr ganz verdeckt hat. Um das zu verstecken habe ich die Borte nachträglich ergänzt.“
Seiten, Ärmel und der Rest
Jetzt werden als nächstes die beiden Seitennähte rechts und links geschlossen. Danach sind die Schulternähte dran. Die Ärmel werden an der Seitennaht zusammengenäht und dann ins Shirt eingesetzt. Wie man Ärmel in ein Jerseyshirt einsetzt, wird in diesem Youtube-Video gut erklärt.
Zum Schluss habe ich die Ausschnitt- und Ärmelkanten noch mit den schwarzen Streifen eingefasst. Eine Anleitung wie das geht findest du hier in diesem Video.
Optional: Druckknöpfe
Ich habe unten am Stilleinsatz und dem oberen Vorderteil noch zwei Druckknöpfe angebracht, damit das Shirt auch beim Tragen der Kleinen im Tragetuch oder dem Manduca nicht verrutscht. So bleibt alles an Ort und Stelle, egal was passiert. 🙂
Fazit: Ich werd’s wieder tun
Das Schwerste an diesem Shirt war nicht etwa das Nähen, sondern die Konstruktion des Stilleinsatzes. Für mich war es nicht ganz leicht, die richtige Länge dafür zu finden, da ich zu dem Zeitpunkt noch schwanger war und keine Ahnung hatte, wie das mit dem Stillen überhaupt funktioniert. Zudem musste ich mit ungefähren Maßen arbeiten, da ich auch nicht abschätzen konnte, wie mein Körper nach der Geburt aussieht und wie sich die Brustgröße verändern würde. Daher passt das Shirt jetzt auch nicht so ganz optimal.
Daher empfehle ich den Leserinnen, die jetzt noch schwanger sind – trotz aller Vorfreude – mit dem Nähen eines Stillshirts bis nach der Geburt zu warten.
Ich werde mir auf jeden Fall noch ein paar von diesen Shirts nähen. Gerade für den Herbst sind die wirklich praktisch.
Variationen
So ein Basisschnitt ist quasi unendlich variierbar. Es gibt so viele tolle Stoffe mit und ohne Muster, Borten und Schnittvarianten. Hier sind ein paar Ideen für weitere Shirts, die ich gerne noch umsetzen möchte:
- Lange Ärmel: Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Lange Ärmel, glockige Ärmel, weite Ärmel, Ärmel mit Spitzenborte, Ärmel in Kontrastfarben, mir fallen unzählige Varianten ein.
- Saumlänge variieren: Ich habe die Länge so gewählt, dass der Saum genau auf meinen Hüftknochen sitzt. Bei mir sieht diese Länge zu Röcken und hoch geschnittenen Jeans sehr gut aus. Für den Herbst und Winter möchte ich aber gerne noch ein etwas längeres Shirt, das ich zu engeren Hosen und Stiefeln gut tragen kann.
- Noch mehr Inspiration dazu findest du auch auf meinem Pinterest Board für Umstands- und Stillmode:
Du hast auch schon ein Stillshirt genäht? Dann zeig mir doch mal dein Ergebnis auf meiner Facebookseite oder auf Instagram mit dem Hashtag #sovori.
Alles Liebe,
[…] always been loving striped patterns but I already made a classic striped shirt last summer (View my post about the striped nursing shirt here), so I was looking for something more extraordinary this […]